Betriebliche Altersvorsorge – lohnt sich das oder nicht?
Die unternehmerische Motivation für eine betriebliche Altersversorgung der Beschäftigten ist in der Regel höhere Zufriedenheit, Stärkung der Bindung an den Betrieb und verbesserte Attraktivität für Fachkräfte. Aus Sicht der Belegschaft ist die Entscheidung klar und einfach: Das Unternehmen bietet neben dem Lohn eine zusätzliche Gratifikation: Greifen Sie zu!
Entgeltumwandlung für die betriebliche Altersvorsorge
Komplizierter stellt sich die Lage aus Sicht von Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen dar, wenn es um die betriebliche Altersvorsorge geht. Hier kommt die Entgeltumwandlung ins Spiel und – hoffentlich – auch eine Beteiligung des Unternehmens. Dass es grundsätzlich sinnvoll ist, neben der gesetzlichen Rente weiter für das Alter vorzusorgen, hat sich herumgesprochen. Betriebliche Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung kann eine sinnvolle Möglichkeit sein. Denn zwar bedeutet Entgeltumwandlung eine Minderung des aktuellen Nettoeinkommens – und damit auch eine Reduzierung späterer Rentenansprüche. Aber das wird meist mehr als ausgeglichen, weil eine zusätzliche Rentenanwartschaft erworben wird und Steuervorteile entstehen. Denn im Alter muss zwar die Rente versteuert werden, aber in der Regel zu deutlich niedrigeren Steuersätzen als während des Erwerbslebens. Es findet also, vereinfacht gesagt, eine Verschiebung der Besteuerung aus dem Erwerbsleben (hohe Steuersätze) in die Altersphase (niedrige Steuersätze) statt. Wenn Arbeitgeber die Entgeltumwandlung bezuschussen lohnt sich das noch mehr. Dazu sind sie seit 2018 (für neue Verträge) bzw. seit 2022 (für Altverträge) sogar verpflichtet.
Besonders attraktiv für Geringverdiener
Durch Verbesserungen bei der Anrechnung von Renten auf die Grundsicherung ist die betriebliche Altersvorsorge seit 2018 für Geringverdiener besonders attraktiv geworden. Seither werden Teile einer Riester- oder Betriebsrente nicht mehr auf die Grundsicherung angerechnet. Wer also heute einen geringen Lohn und deshalb künftig auch nur eine geringe Rente erhält und damit rechnet, im Alter Grundsicherung beantragen zu müssen, hat hier eine Möglichkeit für zusätzliche Vorsorge.
Für wen kann betriebliche Altersvorsorge problematisch sein?
Für manche Beschäftigten kann eine betriebliche Altersvorsorge nachteilig sein. Insbesondere bei einem Gehalt zwischen knapp 5000 und über 7000 Euro, denn dann entfällt die Ersparnis bei den Sozialabgaben bei dennoch geminderten gesetzlichen Rentenansprüchen. Hier kommt es dann sehr auf die individuelle Situation an, fachliche Beratung erscheint sinnvoll. Ebenfalls ohne oder mit stark eingeschränkter Sinnhaftigkeit kann eine betriebliche Altersvorsorge für Menschen sein, die häufig ihre Arbeitgeber wechseln. Zwar gibt es Regelungen, um Verträge oder Guthaben bei einem Wechsel mitzunehmen, sich auszahlen zu lassen oder Verträge auf eigene Rechnung weiter zu führen. Aber ob sich das wirtschaftlich lohnt, muss individuell geprüft werden.
Fazit: Betriebliche Altersvorsorge – lohnend oder nicht?
Eine betriebliche Altersvorsorge lohnt sich für sehr viele Beschäftigte. Wie immer bei finanziellen Entscheidungen mit langer Perspektive sollte die individuelle Situation aber gründlich geprüft werden und dazu ggfls. auch Experten-Rat gesucht werden. Wichtig: Diese müssen unabhängig sein und sich nicht über Provisionen finanzieren. Gute Anlaufstellen sind Verbraucherzentralen, die Rentenversicherung, auch die Gehaltsabteilung kann oft schon viele Fragen beantworten und wenn es ganz kompliziert ist, sind auch die Honorare eines privaten Beraters gut investiertes Geld.
Informationen von der Stiftung Finanztipp: https://www.finanztip.de/betriebliche-altersvorsorge/
Broschüre der Deutschen Rentenversicherung: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/national/betriebliche_altersversorgung.html
Informationen der Deutschen Versicherungswirtschaft: https://www.dieversicherer.de/versicherer/versicherungen/betriebliche-altersversorgung