Welche Zusatzqualifikationen sind in der Fleischerei sinnvoll?

Als Metzger ausgebildet zu sein ist nicht das Ende der Lernkurve. Es gibt viele Möglichkeiten für Zusatzqualifikationen in der Lebensmittelbranche. Sich weiterzubilden eröffnet neue persönliche und berufliche Perspektiven für das Personal und neue Geschäftsmöglichkeiten für das Unternehmen.
Veröffentlicht am 19.07.2022
Welche Zusatzqualifikationen sind in der Fleischerei sinnvoll?

Die sozusagen „natürliche“ Zusatzqualifikation bzw. Weiterbildung ist der Schritt zum Meister oder zur Meisterin. Aber das ist bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, sich innerhalb der Fleischbranche beruflich weiterzuentwickeln. Wer seine persönliche Perspektive eher im Managementbereich als in der Zerlegung sieht kann Qualifizierungen in der Lebensmitteltechnologie anstreben, als Filialleiter oder Gebietsverantwortliche. Für alle Beschäftigten im Verkauf, Management und in der Produktion wird mit Abschluss und entsprechender Berufspraxis auch ein Studium möglich. Auch Weiterbildungen als Betriebs-, Werbe- oder Handelsfachwirt/in werden oft gewählt, ebenso Techniker/in Lebensmittelverarbeitung oder Lebensmittelingenieur/in. Auch möglich ist eine Fortentwicklung in Richtung Ernährungsberatung und -wissenschaft oder als Berufsschullehrer/in.

Auch jenseits von Meisterschule oder Studium gibt es viele Möglichkeiten, sich per Weiterbildung, Zusatzqualifikation oder Fachseminaren zu spezialisieren und fortzubilden. Wer sich durch die Angebote der verschiedenen Fachschulen und Weiterbildungseinrichtungen klickt findet beispielsweise Zusatzqualifikationen als Fleisch-, Wurst-und Schinken- oder Gewürzsommelier. Dann ist es auch nicht mehr weit bis zum DLG-Zertifikat als sensorischer Sachverständiger. Auch der Bereich Convenience bietet durch den schon seit langem anhaltenden Trend To-Go und durch die durch Corona befeuerte Lieferdienst-Thematik neue Perspektiven. Da die meisten Metzgereien auch Gastronomiebereiche und/oder Mitnahme-Angebote haben, bieten sich für Verkaufspersonal auch Zusatzqualifikationen aus der Gastronomie an. Außerdem sind Leitungsaufgaben ein Thema, etwa die Filialleitung. Zusatzqualifikationen wie Rhetorik, Werbegestaltung, Social-Media-Marketing oder Verkaufspsychologie können ebenfalls sinnvoll sein.

So viele Möglichkeiten mögen verwirrend sein. Deshalb gilt es für Unternehmen ebenso wie für Beschäftigte, grundlegende Entscheidungen zu treffen, bevor Seminare, Weiterbildungen oder Zusatzqualifikationen gebucht werden. Beschäftigte sollten sich Rechnung darüber ablegen, was ihnen in der bisherigen Ausbildung und Praxis besonders viel Spaß gemacht hat und gut gelungen ist. Denn natürlich sollten Zusatzqualifikationen zum eigenen Talent und den Vorlieben passen. Dann ist es sicherlich sinnvoll, sich zu fragen, ob eine Zusatzqualifikation dauerhaften Nutzen bringt. Computer sind nicht nur in der Verwaltung unverzichtbar, sondern auch in der Produktion auf dem Vormarsch, dieser Trend wird sich sicherlich halten. Aber ist Dry-Age-Reifung tatsächlich auch in fünf oder zehn Jahren noch ein Kundenmagnet oder in einem Jahr schon wieder Schnee von gestern?

Nicht nur die thematische Bandbreite bei Zusatzqualifikationen im Fleischhandwerk ist groß, auch Aufwand und Kosten sind es. Deshalb sollten sich auch Unternehmen fragen, wohin sie sich entwickeln wollen und welche zusätzlichen Kenntnisse sie bei ihrer Belegschaft fördern wollen, welche verzichtbar sind. Denn Beschäftigte sollten natürlich zunächst die Abstimmung mit dem Betrieb suchen, wenn es um Fortbildungen geht, und diesem möglichst auch Organisation und Finanzierung überlassen. Dabei aber nicht vergessen, dass es auch staatliche Finanzierungsmöglichkeiten gibt – angefangen beim Meister-BaföG über die Bildungsprämie, vergünstige Darlehen bei der Förderbank KfW oder regionale Fördermöglichkeiten.

Umgekehrt muss das Unternehmen nicht ausschließlich nur die eigenen Anforderungen zum Entscheidungskriterium für die Beteiligung an einer Zusatzqualifikation machen. Wertvolle Beschäftigte zu binden, indem sie bei der beruflichen Fortentwicklung unterstützt werden, ist auch eine legitime Motivation. Zumal besser ausgebildetes Personal grundsätzlich ein positiver Faktor für das Unternehmen ist und bei Vorliegen einer guten betrieblichen Innovationskultur solcher Wissenszuwachs leicht in neue Geschäfts- oder Produktideen münden kann. Die traditionellen Fortbildungsstätten der Fleischer-Branche sind die berufliche Schulen, daneben etabliert sich https://www.fleischer.training/ als Kooperation zwischen der allgemeinen fleischer zeitung afz und dem Deutschen Fleischer-Verband. Für allgemeinere Themen bieten auch die Handwerkskammern und IHKen Seminare an. Auch sind immer mehr Hochschulen Anlaufstellen und nicht zuletzt bieten private Bildungseinrichtungen Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen an.

Liste der Fleischerschulen und Fortbildungsstätten

https://www.fleischerhandwerk.de/fleischerhandwerk/beruf-ausbildung-und-karriere/adressen.html