Mit Studium in die Fleischbranche - welches Studium ist sinnvoll?

Hemd, Hose und Kittel, Mütze oder Helm, Gummistiefel oder Sicherheitsschuhe, alles natürlich in reinem Weiß: DAS Klischee für Berufe in Metzgerei und Fleischerei. Schlachtung, Zerlegung, Wurstküche sind weit entfernt vom Hörsaal einer Universität. Aber Klischees zeigen höchstens die halbe Wahrheit und ein Studium kann eine sinnvolle Perspektive eröffnen. Aber welche Studiengänge sind sinnvoll?
Veröffentlicht am 20.04.2022
Mit Studium in die Fleischbranche - welches Studium ist sinnvoll?

Nach der Ausbildung als Metzgerin oder Fleischer ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange in Sachen beruflicher Karriere erreicht. Der klassische nächste Schritt ist die Weiterbildung zum Techniker oder zur Technikerin oder der Besuch der Meisterschule. Außerdem gibt es eher betriebswirtschaftlich ausgerichtete Weiterbildungsmöglichkeiten, etwa zum Handelsbetriebswirt oder zur Handelsfachwirtin. Aber auch ein Studium kommt für Fleischerinnen oder Metzger in Frage. Wer die Meisterprüfung besteht bekommt damit übrigens die Berechtigung, auch ohne Abitur ein Studium zu beginnen. Und es gibt die Möglichkeit, ein duales Studium mit seinem Arbeitgeber zu vereinbaren – dann können Nachwuchskräfte sogar bezahlt studieren. Es sind nicht nur große Konzerne, die das ermöglichen, auch regional agierende Fleischereiketten mit 15 oder 25 Ladengeschäften werben mit dieser Möglichkeit um Nachwuchs.

Wer als Fleischer oder Metzgerin ein Studium anstrebt, sollte vor der Entscheidung eine Selbstprüfung vornehmen: Wie ist meine Situation, welche beruflichen Ziele strebe ich an? Selbstständigkeit oder Führungskraft? Großer Konzern, regionale Kette oder die vor- und nachgelagerten Bereiche der Produktion? Soll der Sprung aus der Herstellung in den Handelsbereich gelingen? Für eine Managementkarriere in einem großen Konzern sind profunde Kenntnisse in BWL oder Jura vermutlich wichtiger als Detailwissen in den Bereichen Lebensmitteltechnologie, -management oder -recht. Wer bei Herstellern von Maschinen und Technik arbeiten möchte, wird eher einen Ingenieurstudiengang anstreben. Und auch in der öffentlichen Verwaltung und bei Verbänden sowie im Bereich Entwicklungshilfe gibt es passende Arbeitsplätze, ebenso bieten die aktuellen Trends „Nachhaltigkeit“ und „Klimaschutz“ neue Berufsperspektiven.

Der Studiengang „Lebensmitteltechnologie“ ist sicherlich der häufigste, der für Fleischer und Fleischerinnen sinnvoll ist. Bei der Auswahl der zahlreichen Hochschulen, die dieses Studium anbieten, sollte darauf geachtet werden, ob Studieninhalte zu den eigenen Karriereplänen und Interessen passen und welche Abschlüsse es gibt. Nähe zum eigenen Betrieb und/oder Wohnort kann wichtig sein, um Studium und Arbeit besser vereinbaren zu können. Manche Hochschulen und Studiengänge sind so flexibel organisiert, dass Module verschoben, im Block oder online absolviert werden können, um Studium und Arbeit besser verbinden zu können. Einige Hochschulen kombinieren Lebensmittel-Studiengänge mit Themen wie Verpackungstechnologie, Management oder Wirtschaftsingenieurwesen. Auch die Ernährungswissenschaften bieten sich für Fleischer und Metzgerinnen an. Wer sich für Biologie und Chemie interessiert findet Studiengänge wie Food Engineering, Biotechnische Verfahren, Bioprodukttechnologie oder Bioverfahrenstechnik für die Lebensmittelindustrie. Und selbst auf den ersten Blick fachfremde Studiengänge wie etwa Medien können sinnvoll sein, wenn eine Karriere in der Kommunikationsabteilung eines Lebensmittelkonzerns angestrebt wird.

 

Schließlich sollte man prüfen, ob Zulassungsbedingungen zu den eigenen Voraussetzungen passen und sich fragen, wie lange und intensiv studiert werden soll. Wer eine solide fachliche Ausbildung für die gute Führung eines Betriebes sucht wird ein praxisorientiertes Studium wählen, der Bachelor-Abschluss dürfte ausreichen. Wenn Beschäftigung in einem großen Unternehmen, Lebenmittel- oder Handelskonzern angestrebt wird, ist – zumindest für die hohen Karrierestufen – ein Masterstudium sinnvoll, unter Umständen sogar die Promotion. Wer sich mit der Studienwahl beschäftigt, sollte sich also zuerst mit sich selbst und seinen Plänen beschäftigen. Der Blick in die Lehrpläne gehört auch dazu, steht aber sicher nicht am Anfang des Entscheidungsprozesses. Wer sich schwer tut mit der Selbsterkenntnis sollte Hilfe in Anspruch zu nehmen – es muss ja nicht gleich Coaching sein. Vertraute Menschen aus dem Umfeld (Verwandte und Freundeskreis) sind oft gute Gesprächs- und Sparringpartner. Auch Studienberatungen können bei der Klärung des Studienwunsches helfen. Im Internet lassen sich passende Tests finden – hier sollte man wissen, dass es viele kostenlose und natürlich auch bezahlte gibt. Ob letztere einen Mehrwert bieten, ist durchaus eine Überlegung wert und erstmal einen kostenlosen Test schadet meist nicht. Aber nicht blind drauflos klicken, sondern darauf achten, wem man welche und wie viele persönliche Daten gibt.