Humor am Arbeitsplatz – was geht und was nicht?

Ein Witz, Fröhlichkeit, Humor lockern viele Situationen auf und sorgen für gute Laune. Deshalb ist auch am Arbeitsplatz eine Portion Humor empfehlenswert. Aber wie alles im Leben hat auch der Humor seine Stolperfallen.
Veröffentlicht am 27.10.2022
Humor am Arbeitsplatz – was geht und was nicht?

Laut Duden ist Humor die Begabung, „der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.“ Als Sprichwort kurz zusammengefasst: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Viele Menschen kennen die befreiende, verbindende, laut manchem Ratgeber gar heilende, Kraft des Lachens und sogar Lachseminare sind im Angebot. Humor soll sich förderlich auf Motivation und Kreativität auswirken. Aber auch beim Humor sind die Geschmäcker unterschiedlich. Deshalb sollte man sich ein paar Gedanken machen über das Witzereißen im Büro, denn hier lauern etliche Fallstricke.

Es versteht sich ja eigentlich mittlerweile von selbst, dass diskriminierende Witze ein No-Go sind. Dennoch sind sie in der Praxis des täglichen Lebens aber immer noch anzutreffen. Abgesehen von den moralischen Implikationen von Witzen auf Kosten einzelner gesellschaftlicher Gruppen kann so ein Witz sogar zu arbeits- oder strafrechtlichen Folgen führen. Auch Witze auf Kosten einzelner Personen, ob an- oder abwesend, verbieten sich in der Regel aus Respekt und Höflichkeit. Allerdings ist hier die Trennlinie unscharf: Witze und Humor können auch konfliktlösende Funktionen haben. In diesem Sinne können lustige Bemerkungen über sich selbst oder andere sogar positive Wirkungen für alle Beteiligten haben. Aber dieser Grat ist äußerst schmal, deshalb im Zweifelsfalle den Witz oder lustigen Spruch besser für sich behalten. Zwar heißt es, besser eine Freundschaft verlieren als einen guten Witz, aber wer das zum Ende durchdenkt, merkt rasch, dass es Blödsinn ist – wenn auch witziger. Man kann ganz klassisch auch einfach alles für sich behalten, was man auch seiner Mutter gegenüber sich nicht auszusprechen trauen würde.

Eine relativ einfache Richtschnur ist: Humor und Witz sollten nicht aggressiv sein. Ein Beispiel dafür gibt die Humortrainerin Eva Ullmann auf der Webseite karriere.de: Wenn jemand im Büro, beim Meeting oder auf einer Konferenz sein Wasserglas fallen lässt, wäre ein freundlicher witziger Spruch darüber, dass diese Person eben „gut loslassen kann“. Über so einen Kommentar können vermutlich die meisten Menschen schmunzeln und die etwas peinliche Situation hat sich auf humorvolle Weise aufgelöst. Kommt hingegen eine Anspielung auf Schwierigkeiten beim Wasserhalten, wird vielleicht auch dieser zotige Witz Lacher finden, aber eben in aggressiver Art und Weise auf Kosten einer Person. Eine Studie an der University of Pennsylvania hat gezeigt, dass sich der soziale Status von Menschen verbessert, die viele Witze machen und Humor zeigen. Denn das demonstriert soziale Kompetenz und Selbstsicherheit. Dieses Phänomen gilt auch für das Erzählen von Zoten oder für Witze auf Kosten anderer – zugleich aber werden Menschen, die das häufig machen, als inkompetent wahrgenommen. Und das führt dann zu einem schlechteren Status.

Eine Studie an der Uni Mannheim hat schon 2015 gezeigt, dass Führungskräfte, die humorvoll agieren, bessere Beziehungen zu ihren Beschäftigten aufbauen und davon dann auch selbst profitieren. Deshalb kann es sinnvoll sein, zur Förderung der eigenen Karriere seine humoresken Fähigkeiten zu trainieren. Vermeiden Sie dabei aber das Auswendiglernen von Witzen, das wirkt fad und schal. Wer als humorvoll wahrgenommen werden will, sollte humorvoll sein – folglich ist es besser, seine Persönlichkeit zu trainieren, bestimmte Techniken wie etwa Understatement oder humorvolle Zuspitzung oder gar das freie Improvisieren. Ob Sie angenehm witzig, bemüht aber fad oder schenkelklopfend-dümmlich wahrgenommen werden, liegt wesentlich an der inneren Haltung, nicht an auswendig gelernten Witzen oder einstudierten Verhaltensweisen.