Was müssen Führungskräfte tun, um Arbeitsunfälle zu vermeiden?
Bei Arbeitsunfällen in der Back- und Fleischbranche denken viele schnell an Horrorszenarien: in den Fleischwolf gestürzt, in die Teigmaschine gegriffen, beim Zerteilen mit der Trennmaschine den eigenen Arm getroffen, zwischen die Walzen geraten oder beim Zerlegen abgerutscht und ins Auge gestochen. Ist alles schon vorgekommen. Im oft hektischen Arbeitsalltag, müde und gestresst, weil wieder mal wer krank ist und deshalb Unterbesetzung herrscht oder weil kurzfristig noch ein große Zusatzauftrag angenommen wurde oder eine Maschine defekt war und die Produktion nun hinter dem Plan zurück ist oder oder oder – da kann es viele Gründe geben, warum es eben doch einmal zu Verhalten kommt, das eigentlich nicht sein soll und darf. Wir alle kennen das und wir alle wissen auch, dass es oft genug gut geht – bis dann eben doch der schwere Unfall da ist.
Auf kleine Ursachen achten
Zum Glück sind schwere Unfälle selten, aber das bedeutet nicht, dass sich die verantwortlichen Führungskräfte entspannt zurücklehnen und auf ihr Glück vertrauen können. Denn eine Vielzahl kleiner Unfall- und Gefährdungsquellen produziert ebenfalls eine Menge Risiken, Unfälle und Gesundheitsprobleme. Dazu gehören auch tagtägliche Arbeiten – so geht in der Bäckerei kaum etwas ohne den Einsatz von Mehl. Kein Wunder, dass Bäckerasthma und -schnupfen sowie weitere Atemwegserkrankungen ein große Rolle spielen. Auch Kleinigkeiten können zu Unfällen führen – etwa Schuhe ohne Fersenhalt zu Stolpern. Bänderverletzung oder Knöchelbruch durch Umknicken kann in bis zu sechs Wochen Krankschreibung enden. Wenn die Person, die umknickt, gerade einen Kessel mit heißem Fett oder Wasser trägt und damit Kollegen trifft, fallen mehrere Beschäftigte aus. Und selbst vermeintlich banale kleine Stolperfallen können große Wirkungen haben – in einer fränkischen Bäckerei wurde im Januar 2022 eine Mitarbeiterin unter einem Rollwagen begraben, den sie aus der Tiefkühlung gezogen hatte. Der Wagen kippte am Türabsatz auf die Frau, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Arbeitsunfälle schaden dem Unternehmen
Führungskräfte sind verantwortlich für die Arbeitssicherheit. Dieses Thema ist für das Management rechtlich relevant, sollte aber auch aus moralischen Gründen selbstverständlich sein. Wem das noch nicht reicht, der sollte sich vor Augen führen, dass ein Arbeitsunfall das Unternehmen konkret schädigen kann – von Strafen wegen Regelverstößen über Produktionsausfall und Kundenverlust bis hin zu Imageschäden. Krank geschriebene Beschäftigte kosten ebenfalls Geld. Es gibt deutliche empirische Hinweise darauf, dass Unternehmen mit einem guten Gesundheits- und Arbeitsschutz erfolgreicher wirtschaften. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung DGUV hat seit 2010 mit Partnern eine internationale Befragung zu Kosten und Nutzen des betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes durchgeführt. Personen, die in Unternehmen dafür zuständig waren, gaben im Durchschnitt den sogenannten Return on Prevention mit 2,2 an. Das bedeutet, für jeden Euro, der in Prävention investiert wird, fließen 2,20 Euro ökonomisches Erfolgspotenzial zurück. Das entsteht laut der 2013 veröffentlichten Studie im Wesentlichen durch höheres Image, gestiegene Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten sowie Kosteneinsparungen durch vermiedene Betriebsstörungen.
Vorsorge ist einfach
Bleibt die Frage, was Führungskräfte tun sollten, um Gesundheits- und Arbeitsschutz im Betrieb auf ein gutes Niveau zu bringen? Das ist gar nicht so schwer und erfordert auch nicht immer große Investitionen. Das wichtigste ist, die Thematik in den Blick zu nehmen und dabei die Punkte Menschen, Maschinen und Prozesse zu berücksichtigen. Der nächste Punkt könnte die Kontaktaufnahme mit der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) sein. Die bietet im Internet umfangreiche Gefährdungskataloge, Arbeitssicherheitsinformationen und Seminare an und unterstützt vor Ort mit kostenlosen Beratungsterminen. Außerdem ist es eine gute und günstige Methode, die Belegschaft einzubeziehen, denn die kennt die Produktion am besten und auch deren Problemzonen. Und schließlich: Werten Sie Arbeitsunfälle, aber vor allem auch Beinah-Unfälle, systematisch aus, um Gefährdungspotenzial zu erkennen und noch vor einem Unfall zu entschärfen. Gerade bei den Beinah-Unfällen kann die Belegschaft wieder eine enorme Hilfe sein.
Quellen:
https://aug.dguv.de/update-recht/arbeitsschutz-in-backbetrieben/
http://praevention.portal.bgn.de
https://www.bgn-branchenwissen.de/daten/bgn_back/struktur/titel.htm
https://www.bgn.de/praevention-arbeitshilfen/sicher-und-gesund/alle-them...