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Wie Bäckereien attraktiv für Nachwuchskräfte werden

Employer Branding hat einen enormen Aufschwung erlebt – zunächst bei großen Konzernen. Aber auch mittlere und kleine Betriebe können eine gute Arbeitgebermarke werden und so den Fachkräftemangel lindern.
Veröffentlicht am 15.06.2022
Wie Bäckereien attraktiv für Nachwuchskräfte werden

Mittlerweile ist es für viele Unternehmen schwierig, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Bei Bäckereien zeigt sich das auf allen Positionen, aber auch Konditoreien haben Schwierigkeiten, gutes Verkaufspersonal einzustellen. Junge Menschen kennen ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt, lassen sich gerne umwerben und zugleich ist Karriere oft nicht oder zumindest nicht alleine die Top-Priorität in ihrem Leben. Wer seinen Ruf als guter Arbeitgeber mittels Employer Branding pflegt, hat es leichter bei der Rekrutierung von Personal, das zeigte bereits die Studie „Recruiting Trends 2020“, für die mehr als hundert Personaler sowie 3.500 Kandidatinnen und Kandidaten befragt wurden.

Effekte über das reine Recruiting hinaus

Employer Branding ist eine strategische Maßnahme und nutzt Konzepte aus dem klassischen Marketing, um eine Arbeitgebermarke zu schaffen. Das erfordert Mittel und geht nicht von heute auf morgen. Wenn es gelingt, steigen Effizienz des Recruiting und Qualität der Bewerber und Bewerberinnen. Unternehmen, die in den Köpfen von Kandidaten und Kandidatinnen bereits als positiv besetzte Marke präsent sind, müssen diese nicht erst von ihren Qualitäten überzeugen. Passende Bewerberinnen und Bewerber finden leichter zum Unternehmen, der Personalbeschaffungsaufwand sinkt. Angenehmer Nebeneffekt: Durch eine Employer Branding-Strategie erreichen Unternehmen eine höhere Identifikation ihrer Beschäftigten und damit bessere Bindung – das spart Prämien oder andere Incentives. Andere Studien haben sogar positive Effekte auf Leistungsbereitschaft oder Krankenstand festgestellt.

Wie kommen Bäckereien zu einer Employer Branding-Strategie?

Auf keinen Fall durch das Befolgen oder Einkaufen von Pauschalangeboten. Das Wesen einer Marke ist, dass sie nicht verwechselbar sein darf und das gilt für das Marketing beim Brot und Kuchen ebenso wie für den Aufbau einer Arbeitgebermarke. Betriebsleiter und Inhaberinnen, die mit ihrem Unternehmen ins Employer Branding einsteigen wollen, sollten sich zuerst mit der Frage der eigenen Stärken und auch Schwächen beschäftigen. Dann gilt es das Umfeld zu betrachten und die Zielgruppen. Natürlich spielen Budget und Ressourcen eine Rolle. Schließlich ist es wichtig zu wissen, wohin die Entwicklung des Unternehmens gehen soll. Denn Employer Branding, das muss klar sein, ist nur mittel- und langfristig wirklich erfolgreich, taugt hingegen nicht als kurzfristiger Problemlöser.

Viele geben schlechte Erfahrungen weiter

Grundsätzlich ist es ein guter Tipp, bei der eigenen Belegschaft und den bestehenden Kontakten zu beginnen. Denn die Meinung der Beschäftigten über ihr Unternehmen und die von angenommenen und abgelehnten Kandidaten und Kandidatinnen zahlt enorm auf das Employer Branding ein. So berichten Beschäftigte ebenso wie Personalnachwuchs auf vielfältigen Kanälen von ihren Erlebnissen, vom direkten persönlichen Austausch bis zu den sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing oder LinkedIn. Und nicht nur geben fast alle (80 Prozent) schlechte Erfahrungen weiter, sondern 40 Prozent der in den Recruiting Trends befragten Kandidaten und Kandidatinnen erzählen auch schlechte Erlebnisse weiter, die Freunde und Freundinnen gemacht haben. Und das wird stark beachtet, die Hälfte der befragten Stellensuchenden haben als Folge solcher Berichte auf Bewerbungen beim betreffenden Unternehmen verzichtet. Übrigens wurden in der Umfrage die Aussagekraft von Stellenanzeigen sowie die Geschwindigkeit beim Feedback häufig als ausschlaggebende Gründe für einen guten oder schlechten Eindruck vom Unternehmen genannt. 70 Prozent vermissen Aussagen über Sinnhaftigkeit und Wichtigkeit eines Jobs und ein ebenfalls hoher Prozentsatz kritisiert zu langes Warten nach dem Versand der Bewerbung oder nach dem Vorstellungsgespräch. Einen hohen Stellenwert hat auch eine gute Work-Life-Balance, worunter viele junge Menschen nicht zwingend weniger Arbeit verstehen, sondern mehr Flexibilität und ein gutes Arbeitsklima. Das ist natürlich gerade für Bäckereien mit ihren speziellen Produktionszeiten ein Thema.

Flexible Umsetzung

Die im vorigen Absatz genannten Themen fallen überwiegend in den Bereich des internen Employer Branding, denn ihre Zielgruppe sind Menschen, die bereits mit dem Unternehmen in Kontakt sind. Stärker an klassische Werbemaßnahmen innerhalb einer Marketing-Strategie erinnern die externen Employer-Branding-Maßnahmen. Ob dafür die eigene Webseite in den Vordergrund gerückt wird oder doch lieber Social Media wie Facebook, TikTok oder Instagram oder gar Klassiker wie Außenwerbung oder Print-Anzeigen ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass intern oder beim externen Dienstleister eine Kampagne entworfen wird, die optisch und in ihren Botschaften zum Unternehmen passt und die richtigen Zielgruppen adressiert. Und die unbedingt authentisch bleiben muss – denn was glauben Sie berichten Ihre Bäcker oder Produktionsleiterinnen oder die Konditoreifachverkäufer und -verkäuferinnen ihren Kontakten, wenn eine große Differenz herrscht zwischen der Stimmung im Betrieb und dem, was sie kommunizieren?

Broschüre „Fachkräfte sichern Employer Branding/Arbeitgebermarke“ des Bundeswirtschaftsministeriums als PDF

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Ausbildung-und-Beruf/fachkraefte-sichern-employer-branding-arbeitgebermarke.pdf%3F__blob%3DpublicationFile%26v%3D3